17.07.2021

Der Bordkühlschrank, das unbekannte Wesen...

Oder "wie wir für 10,55 € einen amoklaufenden Kühlschrank zur Raison gebracht haben..."

Kühlbox

Genügend Kühlkapazität

Lebensmittelkühlung auf Yachten ist immer wieder so ein Thema. Zum einen ist der Platz begrenzt (da haben wir es auf unserem 54-Fußer recht komfortabel), zum anderen ist der Stromverbrauch auf einem Segelboot immer eine Herausforderung. Derzeit ist das bei uns mit einem Dieselgenerator gelöst, diesen Winter sollen Solarpanels, ein Windgenerator und ein Hydrogenerator dazu kommen.

Eigentlich ist die Kurs270 sehr gut mit Kühlkapazität ausgerüstet, sodass man sich diesbezüglich auch auf längeren Segeltörns nicht zu sehr einschränken muss:

Einerseits ist da die Kühlbox, die sozusagen "zweistöckig" ist. Von oben ist sie durch eine Klappe zugänglich, der untere Bereich von vorne durch die Tür.

Die Kühlbox arbeitet gut, der untere Bereich eignet sich hervorragend zum Kühlen von Getränken.

Kühlschrank

Der "Gefrierer"

Andererseits gibt es einen soliden Yacht-Kühlschrank. Der allerdings funktionierte zu gut - wir hatten morgens regelmäßig gefrorene Milch, auch nachdem wir den Regler auf kleinste Stufe gedreht hatten.

Wir haben uns das dann mal genauer angesehen und nur den Kopf geschüttelt. Der Temperaturfühler ist direkt am Verdampfer angebracht. Er misst also die Temperatur des Verdampfers und nicht die im Kühlraum. Eine präzise Regelung der Kühlraumtemperatur ist so unmöglich.

Solange die Yacht auf Mallorca bei den dortigen Umgebungstemperaturen lief, war das wahrscheinlich kein Problem. Auf der Ostsee aber frieren einem regelmäßig die Lebensmittel ein.

Schon bei der Milch ist das schlimm, wenn der Skipper morgens seinen Kaffee trinken möchte. Aber man stelle sich erst mal die Katastrophe am Abend eines anstrengenden Segeltages vor, wenn der "Anleger" gefroren ist ;-)

Thermostat von Aidpeen

Ein Thermostat muss her...

Eine Suche im Netz mit der Typnummer ergab erwartungsgemäß nichts sinnvolles. Also haben wir mal "Thermostat" gegoogelt und sind bei Amazon für 10,55 Euro mit einem Thermostaten von Aidpeen fündig geworden. Das Gerät eignet sich sowohl zum Kühlen als auch zum Heizen und hat einen potenzialfreien Relais-Ausgang, der angeblich 20A schalten kann - mehr als genug für einen Kühlschrank.

Für die Spannungsversorgung und den Schaltausgang hat das Teil Klemmen (die für unsere Zwecke groß genug sind, bei 20A hätte ich da so meine Zweifel), der Fühler ist mit einem recht kurzen Kabel fest montiert. Oder auch nicht. Die Rückwand des Gehäuses ist leicht abnehmbar, darunter ist der Fühler mit einem Stecker auf die Platine gesteckt.

Wie bei China-Billigware üblich, wurde keine Anleitung mitgeliefert. Die konnte man aber im Netz finden - was auch nötig war, denn die Menüführung arbeitet aufgrund der 7-Segment-Anzeigen mit cryptischen Codes.

Eingeklebter Temperaturfühler

Nachdem wir uns überzeugt hatten, dass die Kühlmittelleitungen auch wirklich nur oben im Kühlschrank verlaufen, haben wir in die Mitte der Rückwand ein kleines Loch gebohrt, den Fühler durchgefädelt und innen verklebt. Vielleicht hätte man ihn auch einfach in das Loch kleben können

Sorgfältiges Kabelverfolgen und ein kurzer Test ergaben, dass der eingebaute Fühler als Schließer arbeitet. D.h. wenn er warm wird, schließt er den Kontakt und der Kühlschrank fängt an zu laufen. Es bot sich also an, den neuen Thermostaten in Reihe mit dem alten zu schalten, sodass der Kühlschrank nur läuft, wenn beide Thermostaten der Meinung sind, dass es im Kühlschrank zu warm ist.

Den Thermostaten haben wir dann letztlich im Schrank neben dem Kühlschrank ganz hinten eingebaut. So muss man zwar eine Schublade 'rausnehmen, wenn man ihn bedienen will, aber das kommt eigentlich nie vor, wenn die Temperatur einmal eingestellt ist. À propos Temperatureinstellung: Entgegen der Anleitung ist die Solltemperatur die untere Grenztemperatur. Wenn man also 8° mit 2° Hysterese einstellt, hält der Thermostat die Temperatur zwischen 8° und 10°.

Fazit: Wohltemperierte Lebensmittel!

Das ganze läuft nun schon ein paar Wochen und wir sind hoch zufrieden. Keine eingefrorenen Lebensmittel mehr, alles wohltemperiert. Man fragt sich nur, warum der Hersteller das bei einem Bordkühlschrank, der immerhin rund 1.000 Euro kostet, nicht gleich so gemacht hat.